Wege und Chancen, das Interview
Frau Eva Weißensteiner im Interview mit Herrn Paul Dobringer in Klagenfurt am Wörthersee
Unternehmer, die primär nach finanziellen
Förderungen schielen, sind Ihrer Meinung nach auf dem Holzweg.
Was ist das Um und Auf, um erfolgreich zu sein?
Dobringer: Jemand muss Hausverstand besitzen, ein Herz haben und die ganze Sache mit Hirn angehen. Das sind die drei Kriterien, die neben
anderen wichtig sind, um unternehmerisch erfolgreich sein zu können.
Dobringer: Business Angels sind keine Wohltäter, sondern machen Personen, die daran interssiert sind, selbständig zu werden, auf Chancen
aufmerksam. Business Angels weisen auf mögliche Risken hin und auf Untiefen, auf die Unternehmer im Zuge ihrer Tätigkeit stoßen. Wir machen
das nicht aus Selbstzweck, sondern auch um bei Erfolg dementsprechend zu partizipieren.
"Business Angels" - wie passen Business
und Angels zusammen? Engelswesen in einer gewinnorientierten
Geschäftswelt müssen wohl mehr sein als Wohltäter?
Die Geschäftsidee ist das eine - die Menschen,
die dahinter stehen, sind das andere.
Können wir diesen Punkt vertiefen: Was sind die Qualitäten,
die Sie bei einem Unternehmer überzeugen?
Dobringer: Mich überzeugt die Frage, oder besser gesagt die Beantwortung der Frage: Weiß der Unternehmer, was er will? Weiß er, welche Ziele
er erreichen will und weiß er, wie er diese Ziele erreichen will? Das sind die drei Hauptfragen. Die größte Herausforderung unternehmerischer
Tätigkeit ist es, den richtigen Mann oder die richtige Frau am richtigen Platz zu haben.
Hat Innovation
etwas mit dem Alter
zu tun?
Dobringer: Überhaupt nicht, das ist altersmäßig völlig unabhängig. Ich kenne Leute, die haben sich mit 54 zum ersten Mal selbständig gemacht.
Muss ein Unternehmer,
um erfolgreich sein zu können,
besonders mutig sein?
Dobringer: Wenn dazu kein Mut notwendig wäre, würde es ja jeder machen! Es ist sicher ein gewisser Pioniergeist erforderlich, es ist der Mut
und der Wille zur Improvisation in einem jungen Unternehmen notwendig und man braucht Visionen, die man seinen Mitarbeitern vermitteln muss.
Als Business Angel agieren Sie
nicht nur als "Geburtshelfer" eines Unternehmens -
Sie bleiben am Ball, geben Impulse, beraten, kontrollieren.
Wie lange bleiben Sie Wegbegleiter?
Dobringer: Nach drei Jahren muss sich die Geschäftsidee rechnen. Nach drei Jahren muss auch eine vorher festgelegte Exit-Strategie
durchführbar sein. Es gibt ja nur drei Parameter, die man beachten muss: Umsatz, Kosten und die Marge.
Sie agieren international.
Bietet die Öffnung des Marktes durch die EU-Erweiterung
innovativen Unternehmen größere Chancen?
Dobringer: Durch den Abbau der administrativen Grenzen wird es sicher leichter für ein junges, innovatives Unternehmen, in Slowenien
zuzukaufen, in die Tschechische Republik zu exportieren oder Kontakte nach Polen zu unterhalten. Diese Märkte, die momentan noch brach
liegen, sind die Zukunft.
Wie fanden
Sie Ihren Weg zum
Business Angel?
Dobringer: Dieser Weg war sehr verschlungen! Ich fand ihn durch meine Tätigkeit als Konkurs- und Masseverwalter. Meine erste größere
Insolvenz war in Frankreich, wo ich die Liquidation eines Unternehmens durchführte. Da sind mir einige Teile übrig geblieben - eine Tischlerei,
eine Bauabteilung, eine Schlosserei. Ich habe die Leiter und Mitarbeiter dieser Abteilungen dazu animiert, sich selbständig zu machen.
Kommen die Unternehmer zu Ihnen
oder kommen Sie zu den Unternehmer?
Dobringer: Junge Unternehmer kommen zu mir, stellen ihre Geschäftsidee vor, und dann schauen wir uns das sehr detailliert an. Die
Unternehmer bekommen meine völlig wertfreie Meinung. Mitunter schickt auch eine Bank jemanden zu mir, dessen Projekt ich bewerte.
Das heißt, selbst wenn
Sie in ein Unternehmen nicht als Business Angel
einsteigen, geben Sie eine Bewertung ab?
Dobringer: Absolut. Das sind zwei Paar Schuhe. Bin ich selbst an einer Beteiligung interessiert, mache ich das von Anfang an klar, weil ich
dann sofort vom Betrachter zu einem Teil der Idee werde. Meine Position ist von Anfang an klar: Bin ich dissoziiert oder assoziiert? Bin ich
dissoziiert, bekommen die Unternehmer meine wertfreie Meinung, bin ich assoziiert, bin ich mit von der Partie.
Wie kann man
mit Ihnen
in Kontakt treten?
Dobringer: Völlig informell - einfach anrufen oder faxen. Allerdings kann ich nicht mehr als eine bestimmte Anzahl von Projekten beurteilen.
Derzeit sind es 140 pro Jahr.